Wir hatten grünes Licht für den Kryotransfer im natürlichen Zyklus! Es war fast seltsam: keine Hormone, keine körperlichen Beschwerden… – angenehm, aber irgendwie auch surreal. Meinen Eisprung stellte ich mit einem normalen Ovulationstest für zu Hause fest. Ab diesem Zeitpunkt nahm ich dann wieder Progesteron ein. Fünf Tage nach dem Eisprung, an einem Donnerstag im September 2020, sollte der erste Kryotransfer stattfinden.
Diesmal hatte ich nur wenigen Menschen vom Transfer erzählt. Das Hin und Her mit den Werten gab mir die Möglichkeit, ausweichend zu antworten: „Wir wissen noch nicht ob die Werte passen, wir warten mal ab.“ Denn bei mir wussten nicht erst seit dem Vormonat und dem Online-Stellen des Blogs viele Menschen in unserem Umfeld über den Kinderwunsch Bescheid. Und das hieß auch: mehr Nachfragen – und manchmal macht das auch mehr Druck. Druck machte ich mir schon selbst genug. Und wer wusste schon, was in zwei Wochen die Antwort auf die Frage war: Hat es diesmal geklappt? Bin ich schwanger? Und wenn nein: Wie sollte ich diesmal damit leben? Nach dem letzten Transfer und dem negativen Schwangerschaftstest im März 2020 war ich nicht bloß nicht schwanger, unsere ganze Welt war plötzlich eine andere.
Mein Mann konnte zum Glück – trotz Corona – beim Transfer des Embryos dabei sein. Schließlich waren zu diesem Zeitpunkt sogar wieder Hochzeiten mit 100 Menschen erlaubt; insofern war unser Transfer mit vier Personen mit Masken noch ein kleiner Kreis.
Apropos klein: Es ist jedes Mal aufs Neue für mich so unvorstellbar, wie winzig klein dieser Embryo ist, und wie skurril die gesamte Situation der Zeugung eines Kindes. Unwillkürlich musste ich denken: Was, wenn dieser Embryo jetzt auf den Boden fällt, bevor sie ihn einführen? Fällt das überhaupt jemandem auf? Mit freiem Auge war ja nichts zu sehen! Ich musste über meine seltsamen Gedanken schmunzeln. Wahrscheinlich hatte ich zu oft Die Simpsons oder Malcolm mittendrin gesehen, sowas passiert im echten Leben nicht.
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