Der vierte Transfer stand bevor. Ich fühlte mich ein bisschen wie ein „alter Hase“ – obwohl diesmal die Infusionen fürs Immunsystem mit Fischöl neu waren. Wie ein alter Hase, und auch ein bisschen ernster genommen von meinen Ärzt*innen als am Anfang. Die konnten sich auch nicht erklären, warum es nicht klappte.
Ein Transfer ist zwar weniger Aufwand als ein Vollversuch, aber mit den Medikamenten für den künstlichen Zyklus war es doch immer ein ganzer Monat an Aufwand/Aufreregung. Obwohl: Ich war gar nicht sooo nervös. Irgendwie war es beruhigend, etwas tun zu können. Gleichzeitig war das aber auch die große Angst: dass nachher wieder alles wie vorher war, und eigentlich die ganze Aktion „umsonst“. Ich fühlte mich wie im Rädchen: ein Versuch nach dem nächsten. Hoffnung? War da wohl auch. Aber irgendwie war die mehr im Kopf, als tatsächlich im Herzen. Ich wusste: irgendwann könnte es klappen. Das war einfach so. Nur im Herzen wollte und konnte ich mir nicht viel Hoffnung machen. 2,5 Jahre Kinderwunschklinik lagen hinter uns. 4 Inseminationen, und nun der vierte Transfer. Zu viele Zyklen, in denen es auch natürlich nicht geklappt hatte – auch wenn es keinen Grund dafür gab. Mehr als auf die Hoffnung, war ich auf die logistischen Abläufe und die Besuche bei den Ärzt*innen konzentriert. Emotional stellte ich mich schon darauf ein, trotz 3 verbleibender eingefrorener Embryos noch einen zweiten Vollversuch durchmachen zu „müssen“.
Ich hatte mir für 2021 vorgenommen, möglichst viele Transfers unterzubringen. Ich werde heuer 38. Viel habe ich schon darüber nachgedacht, wann es „zuviel“ ist. Wann ich aufhören sollte, mit diesem IVF-Wahnsinn. An manchen Tagen überwog nämlich wirklich der Wahnsinn („Was tu ich da eigentlich mir und meinem Körper an???“), an anderen war ich völlig entspannt („Irgendwann klappt es!“). Und an allen Tagen sah ich die Kinder der anderen an und dachte: „So alt könnte meins jetzt auch schon sein, wenn es am Anfang geklappt hätte!“ Ich wollte ein Kind. Jetzt! Oder eigentlich schon vor 3 Jahren. Und nicht irgendwann. Über all dem schwebte dieses Damoklesschwert der tickenden Zeitbombe … Für mich war dann auch immer wieder dieser Gedanke da: sollten wir nicht doch lieber ein Pflegekind nehmen? Anstatt uns ewig zu quälen? War das nicht die gesündere und schönere Variante? Oder ein Pflegekind nehmen, und trotzdem IVF machen? 2021 wollte ich endlich eine Entscheidung treffen über den weiteren Weg. Aber noch war das Ende des Jahres weit weg. Und noch gab es drei Embryos.
❤
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