Die fruchtbare Phase

Unsere Autorin möchte für diesen Gastbeitrag Pusteblume heißen. Sie ist Anfang 30 und versucht seit zwei Jahren, schwanger zu werden.

Schon seit ich meinen ersten Freund mit 16 hatte, hatte ich die Angst, keine Kinder bekommen zu können. Wir hatten damals öfter mal ein geplatztes Kondom und es ist nie was passiert. Damals war ich aber auch noch der Meinung, dass man ab dem ersten Moment ohne Verhütung schwanger wird.

Nun bin ich Anfang 30 und mein Mann und ich haben vor 2 Jahren aufgehört zu verhüten. Erst jetzt lerne ich meinen Körper in all seiner Funktionalität so richtig kennen. Konnte ich früher noch nicht mal ansatzweise meine nächste Periode vorhersagen, kann ich nun Schleimkonsistenz und Launen punktgenau werten. Das ist klasse. Mein Mann hat ein Spermiogramm wie aus dem Bilderbuch. Bis vor kurzem lebten wir noch in einer Wochenendbeziehung. Da konnte ich mir noch gut erklären, warum es nicht klappt, schließlich fällt nicht jedes Wochenende auf meinen Eisprung.

Seit kurzem leben wir in einer gemeinsamen Wohnung und sind in jeder fruchtbaren Phase zusammen und aktiv. Nie wollte ich zu einer Person werden, die den Partner förmlich um sein Sperma bettelt. Kürzlich aber ist es passiert. Ich bin in meine fruchtbare Phase gekommen. App und Zervixschleim waren eindeutig. Es hatte sich Besuch inklusive Übernachtung angesagt. Entspannter Sex war somit nicht wirklich möglich. Einen Tag bevor der Besuch kam, fingen wir an uns näher zu kommen. Intensives Küssen, gegenseitiges Streicheln und plötzlich spritzt er ab. Ich war schockiert. Er hatte sein Sperma einfach weggeschmissen in meiner fruchtbaren Phase. In unserer fruchtbaren Phase. Tiefenttäuscht versuchte ich ihm nicht vorzuwerfen, was ihm nicht vorzuwerfen war – schließlich hatte ich ihm nicht kommuniziert, dass es wieder soweit war und jedes Sperma zählt. Er war unendlich lieb und erklärte mir, dass es ihm nicht bewusst war. Wir einigten uns darauf, dass er sich meine Zyklus-App runterlädt und einträgt, wann ich meine Periode habe um ohne Worte zu wissen, wann es ungefähr so weit ist.

Nun ist die Phase vorbei und das große Warten beginnt. Ich versuche mir immer einzureden, dass ich nicht allzu genau auf mögliche Symptome achten soll. Nicht jedes Bauchgrummeln, nicht jedes Kratzen an der Brust, nicht jede Übelkeit am Morgen oder unter Tags zu werten. Ich bemühe mich so, so sehr nicht in der Erwartungshaltung zu sein, dass es diesen Monat klappt. Aber ich möchte mich selbst darin wissen, in der fruchtbaren Phase mein Bestes versucht zu haben.

Wieder spüre ich aber, dass es nicht geklappt hat. Und mache den Schritt, vor dem ich mich immer so gefürchtet habe. Ich fange an, Kinderwunschkliniken in meiner Umgebung zu googeln.

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